Geduldig sitzen die Bewohner_innen im Gemeinschaftsraum bis die Märchenerzählerin im goldenen Gewand erscheint, das Glöckchen klingelt und dann geht es los: "Es war einmal…". Die Zuhörer_innen tauchen ein in eine Welt voller Prinzessinnen, Ritter und böser Hexen. Sichtlich angeregt lauschen die Senior_innen den Geschichten. "Einer unserer Bewohner ist typischerweise immer eher in sich gekehrt", erzählt Veronika Schabelnikov, Leiterin von Haus Elisabeth. "Aber beim Rumpelstilzchen hat er den Spruch ,Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß‘ plötzlich laut mitgesprochen. Bei allen merkt man, dass sie ganz bei der Sache sind. Es ist schön zu sehen, wie viel Freude das bei ihnen auslöst."
Märchen und Demenz ist eine anerkannte Präventionsmaßnahme für Pflegeeinrichtungen, die von MÄRCHENLAND durchgeführt und von der IKK Südwest finanziert wird. Im Rahmen einer vierjährigen Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat MÄRCHENLAND die positive Wirkung von Märchen auf das Wohlbefinden sowohl von Demenzerkrankten, als auch auf das Pflegepersonal, nachgewiesen. Die Märchen lösen positive Erinnerungen aus und aktivieren das Langzeitgedächtnis, was wiederum das Wohlbefinden steigert. Darüber hinaus wird die psychische Gesundheit verbessert, soziale Interaktionen werden gefördert, die motorischen Kompetenzen optimiert und Depressionen vorgebeugt. All das hat wiederum auch eine positive und entlastende Wirkung auf das Pflege- und Betreuungspersonal.
Im Haus St. Hedwig und im Haus Elisabeth finden nun vier Märchenstunden mit einer Vorleserin von MÄRCHENLAND statt sowie acht virtuelle Märchenstunden. Dazu erhalten die beiden Häuser je einen MÄRCHENLAND-Koffer, der ein Märchenbuch, ein Gewand zum Märchenerzählen, Memory, Ausmalblätter sowie eine Audio-CD und eine DVD enthalten. Die Utensilien unterstützen das kognitive Gedächtnistraining. Außerdem werden Mitarbeitende aus dem Bereich Betreuung geschult, damit sie die Märchenstunden künftig selbst durchführen können. "Wir planen, das Angebot nach der Schulung der Mitarbeitenden regelmäßig bei uns im Haus durchzuführen", erklärt Veronika Schabelnikov. "Der Erfolg der bisherigen Märchenstunden hat uns dahingehend zusätzlich motiviert."