Eine Gruppe Bewohner_innen des Clemenshauses versammelt sich um einen großen Bildschirm - den Aktivtisch. Luzia Stolz, Mitarbeiterin der Sozialen Betreuung in dem Altenpflegeheim, bietet ein einstündiges Gruppenangebot an dem noch neuen Gerät an. Schnell sind sich alle einig: Es sollen Sprichwörter geraten werden. Auf dem Bildschirm werden die Sätze eingeblendet, aber die Vokale fehlen. Schnell erraten die Senior_innen "Wer rastet, der rostet", "Wer schön sein will muss leiden" oder "Lange Rede, kurzer Sinn".
Danach möchte die Gruppe puzzeln. Unterschiedliche Motive aus unterschiedlichen Kategorien wie Natur oder Meerestiere stehen zur Verfügung. Dann muss noch die Entscheidung nach der Anzahl der Puzzleteile getroffen werden. Schließlich stehen mehrere der Teilnehmenden vorne am Touchscreen und schieben Puzzleteile hin und her bis es passt. "Wir waren am Anfang skeptisch, ob sich unsere Bewohner trauen würden, den Bildschirm anzufassen", meint Luzia Stolz. "Sie stammen noch aus einer Generation, in der man den Fernseher nicht berührt hat. Aber die Bedenken haben sich schnell zerstreut. Unsere Bewohner haben keine Scheu davor."
Danach suchen alle zusammen noch Unterschiede auf Bildern, beantworten Wissensfragen und spielen schließlich Dalli Klick. Dabei sind Bilder hinter gelben Waben verborgen, die nach und nach verschwinden. Es muss möglichst schnell erraten werden, wer oder was auf dem Bild ist - ganz wie früher bei Hans Rosenthal. Die Teilnehmenden stehen selbst auf, um Felder auf dem Aktivtisch anzutippen und es entspinnen sich kleine Diskussionen und Unterhaltungen zu den Fragen und Rätseln. Alle sind eine ganze Stunde interessiert und konzentriert mit dabei. "Wir und auch unsere Bewohnerinnen und Bewohner sind begeistert von den Möglichkeiten, die der Aktivtisch bietet", meint Luzia Stolz.
Zweimal die Woche bietet die Soziale Betreuung im Clemenshaus jeweils eine Stunde das Gruppenangebot am Aktivtisch an. Und die Möglichkeiten sind groß. Neben einer Vielzahl von Apps mit Quizzen und Spielen können über das Gerät auch Märchen vorgelesen, Entspannungsübungen gemacht oder beruhigendes wie Kaminfeuer oder Vogelgesang abgespielt werden. Der Schwierigkeitsgrad der Übungen variiert stark. Menschen mit stärkeren kognitiven Einschränkungen finden hier genauso Angebote wie solche ohne. Klappt man den Bildschirm in die Waagerechte, dann wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Aktivtisch aus ihm, an dem die Bewohner digital Mensch ärgere dich nicht, Mühle oder Air Hockey spielen können. "Unsere Bewohnerinnen und Bewohner nutzen den Aktivtisch gern und viel", sagt Luzia Stolz. "Es gibt aber noch Ausbaupotenzial. In der Einzelbetreuung könnten wir ihn noch öfter einbauen. Das wird sich noch einspielen, wenn wir alle immer im Kopf haben, dass der Aktivtisch jetzt zur Verfügung steht."
Das Gerät ist Teil eines Demenzkonzepts im Clemenshaus, das von "ihnen leuchtet ein Licht", der Benefizaktion des Wiesbadener Kuriers, mit 14.545 Euro gefördert wird. Weitere Komponenten des Konzepts sind kunsttherapeutische Angebote, Aromapflege, Wohlfühlbäder sowie die Anwendung der Integrativen Validation nach Nicole Richards und von kinaesthetischen Prinzipien für die jeweils mehrere Mitarbeitende geschult werden.