Im Zentrum des Besuchs sollte der Kontakt zu den Menschen im Haus stehen, zu den alten Menschen und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - so der Wunsch des Bischofs im Vorfeld. Und dafür nimmt er sich viel Zeit, geht von Tisch zu Tisch, an denen die Bewohnerinnen und Bewohner bereits ihre frisch gebackenen Waffeln genießen, schüttelt viele Hände und führt viele Gespräche.
Die Freude über den geistlichen Besuch ist von Beginn an spürbar. Eine alte Dame hat ein Foto von einem früheren Zusammentreffen vor etwa zwei Jahren mit dem Bischof mitgebracht und erzählt ihm, wie es zustande gekommen ist. Eine andere Bewohnerin hat ihm im Vorfeld einen Brief geschrieben, darin von ihrem Sturz berichtet und dass sie sich über den kommenden Besuch im Haus freut. Jetzt freut sie sich ebenso, dass Bischof Georg ihren Namen sofort zuordnen kann und bedankt sich für den Antwortbrief, den sie erhalten hat. Eine bettlägerige Bewohnerin, die normalerweise ihr Zimmer gar nicht mehr verlassen möchte, lässt sich extra für den Besuch in einem speziellen Pflegestuhl zum Treffen fahren. Ein Mitglied des Heimbeirates, die Tochter einer ehemaligen Bewohnerin, die sich aus Dankbarkeit und Verbundenheit noch vier Jahre noch vier Jahre nach dem Tod der Mutter ehrenamtlich im Vinzenz von Paul-Haus engagiert, nutzt die Gelegenheit, um ein paar Worte an den Bischof zu richten. Das Vinzenz von Paul-Haus sei ein "Haus mit Seele" sagt sie.
Genauso interessiert und geduldig hört der Bischof den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu. Eine ehrenamtliche Hospizhelferin erzählt von ihrer Arbeit und warum sie sich in diesem Bereich engagiert. Sie ist Teil eines großen Teams von etwa 60 Ehrenamtlichen, die die Teams aus Pflege, Hauswirtschaft und Sozialdienst im Haus unterstützen. Sie helfen beim Mittagstisch, bei jahreszeitlichen Festen, besuchen die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Hunden, machen Musik, spielen Bingo und sorgen dafür, dass in der Kapelle regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Schließlich fasst der Bischof auch beim Waffelbacken mit an und erweist sich dabei als überaus routiniert.
Den speziellen Umgang mit demenziell Erkrankten im Haus lässt er sich bei einem Rundgang durch den Wohnbereich, der nach dem Psychobiografischen Pflegemodell nach Professor Erwin Böhm zertifiziert ist, erklären. Einige Wände sind speziell für einzelne Bewohner dekoriert, um Erinnerungen an ihr Leben wach zu halten. Ein leidenschaftlicher Golfspieler sieht auf eine grüne Wand mit Golfschlägern und -bällen, sobald der sein Zimmer verlässt. Für den langjährigen Mitarbeiter eines Schwimmbades ist eine Wand blau gemalt und mit Badehose, -latschen und Schwimmbrille hergerichtet. In der Sitzecke finden sich alte Möbel, wie die alten Menschen sie aus ihrer Kindheit und Jugend kennen. Einige Räume sind in Sütterlin beschriftet und an der Wand hängen Bilder und Schallplatten, an die alle Erinnerungen haben.
Am Abschluss des Besuchs steht die Maiandacht im Haus. So viele Bewohnerinnen und Bewohner nehmen teil, dass kurzfristig noch zusätzliche Stühle in dem Raum gebracht werden müssen, der festlich mit Flieder geschmückt ist. In seinen Abschiedsworten erklärt Bischof Georg Bätzing, dass der Fliederduft für ihn immer mit dem Mai verbunden ist und damit auch mit der Muttergottes. Jetzt erinnert er ihn auch an seinen Besuch im Vinzenz von Paul-Haus.